Editorial
Mit dem Wonnemonat Mai hellt sich auch die Stimmung in der deutschen Wirtschaft auf: Der ifo Geschäftsklimaindex steigt erstmals seit Dezember, die Konsumlaune der Verbraucher treibt das Wachstum an, ein (moderater) Aufschwung begleitet uns weiterhin. Doch eine entscheidende konjunkturelle Kennzahl bereitet Sorgen: Die Dynamik der Ausrüstungsinvestitionen entwickelt sich weiterhin nur gering: Im ersten Quartal stiegen die Investitionen in Maschinen und Geräte, Betriebs- und Geschäftsausstattungen sowie Fahrzeuge im Vergleich zum Vorjahresquartal nur um 2,4 Prozent.
Dagegen sind es der private Konsum und die Bauindustrie, die die Konjunktur tragen. Nach der DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2016 bleiben die Investitionsabsichten der Unternehmen gegenüber dem Jahresbeginn unverändert und erhalten keinen neuen Schwung. Die expansiveren Absichten der Bauwirtschaft gleichen die zurückhaltende Planung der Unternehmen der Exportindustrie wieder aus. Als Motiv dominiert weiterhin der Ersatzbedarf. Einen Silberstreif am Horizont verspricht die aktuelle Mittelstandsumfrage von BVR, DZ Bank und WGZ Bank, die die Investitionsbereitschaft der Unternehmen auf einem Rekordhoch sieht. 30 Prozent der Unternehmen wollen danach ihr Investitionsbudget erhöhen, im vergangenen Herbst waren es nur 25 Prozent, im Frühjahr vor einem Jahr 28 Prozent. Aber Hand auf Herz: Von einem Investitionsboom sind wir damit noch weit entfernt. Zumal nach der Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2016 der Wirtschaftsinstitute sollen die Investitionen in Maschinen, Fahrzeuge, IT und andere Wirtschaftsgüter im laufenden Jahr um 2,5 Prozent und im nächsten Jahr um 3,3 Prozent zunehmen.
Die Leasing-Wirtschaft ist hervorragend ins Jahr gestartet und steigerte im ersten Quartal ihr Neugeschäft um zehn Prozent. Auch für das laufende Jahr rechnen wir mit einer weiterhin guten Geschäftsentwicklung und einem erneuten Ausbau unseres Marktanteils. So erfreulich die Ergebnisse für unsere Branche sind, dennoch können wir damit nicht zufrieden sein. Das prognostizierte Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen ist immer noch zu gering, um den Investitionsrückstand der deutschen Wirtschaft aufzuholen und unsere Wettbewerbsposition international zu sichern oder gar auszubauen. Die Wirtschaft braucht wirksame Anreize für einen spürbaren, nachhaltigen Anstieg der Investitionen, Kaufprämien für Elektrofahrzeuge (über deren Wirksamkeit sich streiten lässt) reichen bei weitem nicht aus.
Ihr
Horst Fittler
BDL-Hauptgeschäftsführer
Leasing-Geschäftsklima stabil
In der Einschätzung der nächsten Monate weichen die Leasing-Unternehmen von der Gesamtwirtschaft ab. Nach dem aktuellen ifo Geschäftsklimaindex zeigten sich die Unternehmer zwar ebenfalls zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage, blickten jedoch auch optimistischer auf die kommenden Monate.
Das Geschäftsklima Mobilien-Leasing errechnet das ifo Institut aus den Meldungen der Leasing-Gesellschaften zur gegenwärtigen Geschäftslage und den Erwartungen für die nächsten sechs Monate.
Neugeschäft der Leasing-Wirtschaft: 10 Prozent Plus
Das stärkste Segment, das Pkw-Leasing, wuchs in den ersten drei Monaten des Jahres um elf Prozent, das Neugeschäft mit Nutzfahrzeugen steigerte sich um neun Prozent. „Auch das Maschinen-Leasing verzeichnet ein ordentliches Plus von zehn Prozent“, erklärt Fittler. Lediglich das IT-Leasing ist weiterhin rückläufig (- 4 Prozent). Gerade in Zeiten, in denen sich Unternehmen mit Investitionen zurückhalten, werde verstärkt Leasing genutzt, so Fittler. Die Manager schätzten, dass mit Leasing ihre Kosten gleichmäßig und genau kalkulierbar sind sowie die ergänzend zur Finanzierung angebotenen Services.
Video: BDL-Präsident über gelungenen Jahresstart der Branche
Leaseurope-Ranking der europäischen Leasing-Unternehmen
Fahrzeugleasing: Anteile ausgebaut
Auch der Leasing-Anteil an den außenfinanzierten Investitionen ist 2015 weiter gestiegen und beträgt 52 Prozent, wie das ifo Institut ermittelte. Damit dominiert Leasing die Unternehmensfinanzierung. Als Außenfinanzierung definiert das ifo Institut die Kapitalaufnahme außerhalb des Unternehmens, und zwar einerseits die Einlagen- und Beteiligungsfinanzierung (z.B. Emission von Aktien, Einlagen von Gesellschaftern), andererseits die Fremdfinanzierung (z.B. Bankkredite, Darlehen, öffentliche Mittel) sowie das Leasing.
Leasing-Bürgschaften: erleichterte Vertriebskanäle
Interessant ist, welche Wirtschaftsgüter mittels der Leasing-Bürgschaft investiert werden. Denn während Straßenfahrzeuge den deutschen Leasing-Markt dominieren, verteilen sich die über die Leasing-Bürgschaft realisierten Investitionen auf vier Objektgruppen: 30 Prozent der mithilfe des Programms verwirklichten Leasing-Investitionen betreffen Einrichtungen, gefolgt von Kfz-Sonderfahrzeugen (26 Prozent); 24 Prozent sind Investitionen in Maschinen und Anlagen und 18 Prozent in Hard- und Software.
Steigende Bedeutung vernetzter Autos
Auch viele Leasing-Gesellschaften setzen in der Kommunikation mit den Kunden auf digitale Tools. Sie bieten z. B. den Leasing-Nehmern webbasierte Interfaces an, um ihren einen Zugriff auf die gesamten Flottendaten sowie zusätzliche Services zu ermöglichen: Angefangen von der Konfiguration des Fahrzeugs unter Berücksichtigung der individuellen Car Policy des Kunden über umfassendes Reporting bis zum Kontakt zu den Servicepartnern.
Ein hohes Potenzial wird autonom fahrenden Autos vorausgesagt. Nach einer TNS-Studie würde jedoch nur jeder Dritte derzeit ein solches Fahrzeug wählen. Nach Plänen des Bundesverkehrsministeriums soll Deutschland sich vom Leitanbieter zum Leitmarkt für autonomes Fahren entwickeln. Dazu wurden verschiedene Handlungsfelder analysiert und in dem Strategiepapier veröffentlicht: „Strategie automatisiertes und vernetztes Fahren - Leitanbieter bleiben, Leitmarkt werden, Regelbetrieb einleiten“.