Hoffnung auf eine deutliche Belebung der gesamt­wirt­schaftlichen Ausrüstungsinvestitionen verfrüht?

Die anhaltende Verunsicherung der Unternehmen führt zu einer nach wie vor zurückhaltenden gesamtwirtschaftlichen Investitionstätigkeit - trotz des erheblichen Nachholbedarfs. Die Indikatoren zeigen ein uneinheitliches Bild von der weiteren Entwicklung in 2005.

Es ist paradox: Die Zahl der Experten, die nach der jahrelangen Flaute für 2005 eine deutliche Verbesserung der Investitionskonjunktur in Deutschland erwartet nimmt ständig zu. Angesichts des inzwischen nicht unbedeutenden Investitionsstaus in den Unternehmen und der im europäischen Vergleich weit unterdurchschnittlichen gesamtwirtschaftlichen Investitionsquote in den vergangenen drei Jahren wäre das Potenzial wohl ausrei-chend, um bei passenden Rahmenbedingungen, 2005 zu einem Jahr der Investitionen werden zu lassen. Bislang gibt es dagegen nur wenige Fakten oder klare Hinweise, die diese Hoffnung stützen könnten. Einige Indikatoren lassen eher auf eine anhaltende Verunsicherung der Unternehmen schließen: In den ersten Monaten des neuen Jahres blieb die Binnenkonjunktur schwach. Das ifo Geschäftsklima für die gewerbliche Wirt-schaft hat sich von Februar bis April laufend verschlechtert. Die Inlandsbestellungen im Maschinenbau gingen von Januar bis März weiter zurück, zuletzt immerhin um 9 %. Die Pkw-Neuzulassungen verminderten sich im ersten Quartal des laufenden Jahres gegenüber dem Vorjahr um 1,9 %. Schließlich fiel das Konsumklima im April so tief, dass die GfK ihre ursprüngliche Wachstumsprognose für den privaten Konsum im Jahr 2005 halbierte. Wenig ermutigend ist auch die Tatsache, dass nicht wenige DAX-Unternehmen jüngst in größerem Stil eigene Aktien zurückkauften bzw. ansehnliche Dividenden ausschütteten statt im Inland in Sachkapital zu investieren. Allerdings gibt es zwei empirische Quellen mit einem direkten Bezug zur inländischen Investitionskonjunktur, die auf ein zumindest moderates Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen in diesem Jahr hindeuten: Nach den Ergebnissen des ifo Investitionstests will das vom Export verwöhnte verarbeitende Gewerbe – nach dem Planungsstand vom Oktober/November 2004 - seine Investitionen 2005 um nominal 2 % ausweiten, nach +1 % in 2004. Auch der soeben ermittelte ifo/BDL-Investitionsindikator lässt auf etwas höhere Ausrüstungsinvestitionen in 2005 gegenüber dem Vorjahr schließen. Neben dieser positiven Botschaft zeigt der Indikator jedoch auch, dass die Leasinggesellschaften derzeit nicht mit einer anziehenden Investitionstätigkeit im Sommerhalbjahr rechnen, sondern mit einem Nachlassen der Dynamik. Nach den aktuellen Befragungs-ergebnissen aus dem ifo Konjunkturtest Leasing sind die Leasinggesellschaften selbst mit einem Wachstum von 6 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum gut ins neue Jahr gestartet. Der Geschäftsklimaindikator „Leasing“ tendiert allerdings wieder leicht nach unten, was auf eine wachsende Dynamik hindeutet. Offenbar bedarf es noch einiger Vertrauen bildender Maßnahmen aus dem politischen Bereich um die Investitionen in Deutschland wieder deutlicher nach vorne zu bringen.



Editorial

Als volatilstes Aggregat des Bruttoinlandsprodukts waren die Ausrüstungsinvestitionen bisher nur sehr schwer zu prognostizieren. Als Indikatoren für eine Prognose wurden meist die inländischen Auftragseingänge im Investitionsgütergewerbe und im Werkzeugmaschinenbau sowie die Geschäftserwartungen im verarbeitenden Gewerbe verwendet, daneben noch die volkswirtschaftliche Gewinnquote und die Zinssätze bzw. Zinsdifferenzen. Prognosefehler kamen bei diesen Ansätzen jedoch häufig vor. Deshalb wurde im Jahr 2000 aus den regelmäßigen Unternehmensbefragungen im Mobilien-Leasing vom ifo Institut zusammen mit dem Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) ein neuer aussagefähiger Indikator für die Prognose der Ausrüstungsinvestitionen konstruiert, der eine sehr gute Performance nachweisen kann.

04.05.2005 fw/ph

 
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