50 Jahre Leasing in Deutschland

Leasing hat sich erfolgreich etabliert
Branche ist größter Investor in Deutschland
Branche unterstützt die Markteinführung von Innovationen und ist Wegbereiter für umweltfreundliche Technologie

Berlin, im April 2012 - Die Leasing-Branche feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen in Deutschland. 1962 gründeten sich die ersten Leasing-Gesellschaften und starteten eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. Die Pioniere der Branche betraten damals in vielfacher Hinsicht Neuland: Einerseits war der rechtliche und steuerliche Rahmen der neuen Investitionsform noch nicht abgesteckt, andererseits war das unternehmerische Denken noch stark vom Eigentumsgedanken geprägt. Die heutige Überzeugung, dass die Nutzung eines Autos, eines Computers oder einer Maschine und nicht nur das reine Eigentum daran Werte schafft, setzte sich erst langsam durch.

Nach einem halben Jahrhundert hat sich das Produkt Leasing in der deutschen Wirtschaft dauerhaft etabliert. Es gibt nahezu kein Investitionsgut, das nicht geleast werden kann und nicht geleast wird. Unternehmen aller Größenklassen ziehen Leasing bei ihren Investitionsplänen in Betracht. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Leasing als Motor für Investitionen und damit für Wirtschaftswachstum ist inzwischen in Deutschland unter Ökonomen und auch in der Politik breit anerkannt. Der Weg dorthin war jedoch auf weiten Strecken steinig.

Ursprünge des Leasing

Die Idee des Leasing reicht bis in die Antike zurück. Aristoteles stellte im 4. Jahrhundert vor Christus fest, dass der Reichtum nicht im Eigentum, sondern vielmehr im Gebrauch liegt. Dies ist der Hauptgedanke des Leasing. Seine Anfänge liegen in den USA. Als Ausgangspunkt wird häufig das Jahr 1877 genannt, als die Telefongesellschaft Bell begann, ihre Telefone nicht zu verkaufen, sondern zu vermieten. Weitere Firmen übernahmen diese innovative Idee. Und während in den 1920er Jahren IBM auf diesem Wege seine Lochkartenmaschinen vertrieb, scheiterte in Deutschland Konrad Zuse mangels Absatzfinanzierung mit seinen ersten frei programmierbaren Rechnern.

Zwar gab es in Deutschland bereits ab 1900 Leasing ähnliche Geschäfte in Form von Bau-, Landwirtschaftsgerätevermietung, Datenverarbeitungsanlagen- oder Maschinenmiete. Die Hersteller nutzten dabei die Vermietung ihrer neuen Produktgenerationen zur Absatzfinanzierung. Als sich 1962 die ersten Leasing-Gesellschaften gründeten, vermieteten diese als Novum die Anlagen herstellerunabhängig, boten zusätzliche Dienstleistungen an, betrieben aktives Marketing und gestalteten schließlich ihr Produkt auch steuerlich interessant.

Pioniere stießen auf Hürden

Zunächst mussten die Leasing-Pioniere einige Hürden überwinden, denn Leasing genoss einen zweifelhaften Ruf als Finanzierungsinstrument für kapitalschwache Firmen, die keinen Kredit mehr bekamen. Daher nutzten im ersten Jahrzehnt der Branchengründung hauptsächlich Großunternehmen und öffentliche Verwaltungen Leasing als Investitionsalternative. Der breite Durchbruch gelang in den 1970er Jahren mit EDV-Anlagen für mittelständische Betriebe. Zudem sorgte der technische Fortschritt in der Druckindustrie für einen Leasing-Boom in dieser Branche. Die Umrüstung von Bleisatz auf Foto- und Lichtsatz erforderte enorme Investitionen, die die Druckereien über Leasing realisierten.

Insgesamt dominierte in den 1970er Jahren das Segment IT/Büromaschinen das Leasing-Neugeschäft. Fahrzeuge nahmen noch eine untergeordnete Rolle ein und hatten einen Anteil von rund zehn Prozent am Neugeschäft. Dies änderte sich jedoch schlagartig in den 1980er Jahren.

Fahrzeugleasing boomt

Neben der verstärkten Gründung selbständiger Leasing-Gesellschaften durch Fahrzeughersteller wurde aufgrund intensiver Marketingaktivitäten ein wahrer Boom des Autoleasing durch Privatpersonen ausgelöst. Der Anteil der Privathaushalte am Neugeschäft stieg 1983 auf elf Prozent, ein Jahr zuvor lag er bei lediglich drei Prozent. Hersteller-Leasinggesellschaften wuchsen um mehr als ein Drittel - eine Steigerung, wie sie seit Branchengründung nicht registriert werden konnte. Erst 1988 ebbte der Boom des Autoleasing vorerst ab.

Die 1990er Jahre standen für die Leasing-Gesellschaften wie auch für andere Wirtschaftszweige ganz im Zeichen des "Aufbau Ost". Von 1990 bis 1996 investierten die Gesellschaften in Anlagen im Wert von 42 Mrd. DM und leisteten dabei einen bedeutenden Beitrag zur Reindustrialisierung in den neuen Bundesländern.

Im neuen Jahrtausend zog es die Branche verstärkt ins Ausland, besonders nach Osteuropa. Vor allem Domestic Leasing-Geschäfte, wofür die Gesellschaften eine Niederlassung vor Ort gegründet hatten, boomten. In Deutschland überschritt 2006 das Leasing-Neugeschäft die 50 Mrd. Euro-Marke, die Gesamtleasing-Quote erreichte mit 17,8 Prozent ihren höchsten Stand.

Bedeutendsten Einschnitt in der Leasing-Geschichte

Schon drei Jahre später befand sich die Leasing-Branche im Griff der schwersten Rezession der Nachkriegsgeschichte und verzeichnete 2009 einen historischen Einbruch des Neugeschäfts um -23 Prozent. Zu dieser schwierigen Marktsituation kam zeitgleich die Unterstellung der Leasing-Gesellschaften unter die Finanzmarktaufsicht hinzu. Diese stellte den bedeutendsten und tiefsten Einschnitt in der Branchengeschichte dar. Zumal die umfangreichen Anforderungen und Pflichten, die sich auch durch die Aufsicht "light" ergeben haben, eine sehr heterogene Branche trafen.

Mittelständisch geprägte Branche

In fünf Jahrzehnten hatte sich in Deutschland - abweichend zu anderen europäischen Ländern - eine vielschichtige Branchenstruktur mit einem starken mittelständischen Kern gebildet. Die Leasing-Wirtschaft spiegelt damit die deutsche Unternehmenslandschaft wider. Den Kunden kann sie somit eine Beratung auf Augenhöhe bieten, was sicher neben der Innovationskraft eines der Erfolgsgeheimnisse der Branche ist. 2011 hat die Branche die Krise gut überstanden und verzeichnete im Mobilien-Leasing ein Wachstum von 12 Prozent. Das gesamte Neugeschäft wuchs im vergangenen Jahr wieder auf fast 50 Mrd. Euro.

Kundenbedürfnisse im Wandel

Schon die erste Befragung von Leasing-Nehmern 1973 durch das Meinungsfor-schungsinstitut DIVO Inmar ergab aus heutiger Sicht erstaunlich aktuelle Leasing-Motive: Die Erhaltung des Eigenkredit-Spielraums, die Liquiditätsvorsorge und die Möglichkeit der Erreichung von Rationalisierungserfolgen wurden als Hauptargumente genannt. Die Ausschaltung des Überalterungsrisikos und die Möglichkeit zu einer flexiblen Investitionspolitik folgten an vierter und fünfter Stelle des Rankings.

Alle diese Leasing-Vorteile werden auch nach 50 Jahren noch von Kunden unter den Top 5 aufgeführt, wie die nachfolgenden Befragungen im Rahmen der BDL-Marktstudien 1994, 2002, 2007 und 2011 zeigten. Je nach Konjunkturlage veränderte sich jedoch die Reihenfolge der Motive. In der jüngsten Befragung aus dem vergangenen Jahr eroberte erstmals das Argument, dass das Leasing-Objekt nach Ablauf der Vertragslaufzeit zurückgegeben werden kann, den vierten Platz. Dies zeigt, dass der Eigentumsgedanke nun auch bei den kleineren und mittleren Unternehmen, die die Mehrzahl der Unternehmen in Deutschland stellen, keine bedeutende Rolle mehr spielt.

Jubiläumsfeier

Das 50. Branchenjubiläum begeht der BDL mit einer feierlichen Veranstaltung am 26. April 2012 in Berlin. Erwartet werden rund 300 geladene Gäste, darunter Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Die Festrede hält Prof. Dr. Wolfgang Franz, Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ("Wirtschaftsweise"). Zugleich feiert auch der Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen sein 40. Jubiläum. Der Vorgängerverband wurde am 16. November 1972 gegründet und verschmolz 2001 mit dem Interessenverband Deutscher Leasing-Unternehmen zum heutigen BDL. Mit seinen rund 200 Mitgliedsgesellschaften repräsentiert der BDL ca. 90 Prozent des Gesamtleasingmarktes.

 
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