BDL-Präsident Kai Ostermann hat vor den Auswirkungen der Umsetzung des Basel III-Reformvorhaben auf die Mittelstandsfinanzierung in Deutschland gewarnt. Durch einen geänderten Standardansatz zur Bemessung von Kreditrisiken drohe ein signifikanter Anstieg des Leasing-Risikogewichts um mindestens das Doppelte, ohne dass dem ein tatsächlich gestiegenes Risiko gegenüberstehe. In Folge könnten vor allem mittelständische Leasing-Gesellschaften gezwungen sein, die Finanzierung von Investitionen zu verteuern.
„Dringend benötigte Investitionen, die das Wiederhochfahren der Wirtschaft unterstützen, geraten so in Gefahr“, kritisierte Ostermann am Dienstag auf einer gemeinsamen (Online-)Veranstaltung von BDL und DIHK in Brüssel mit Vertretern von Politik und Administration.
„Das Leasing-Risikogewicht für das risikoarme, weniger komplexe Geschäftsmodell kleiner Leasing-Unternehmen in Deutschland sollte nicht höher als unter dem derzeitigen Status liegen“, forderte der BDL-Präsident Richtung Politik. Aktuell liegt es bei 20 Prozent, da die nationale Aufsicht Leasing-Gesellschaften als vergleichbar robust reguliert ansieht wie Banken. „Es ist sogar erwiesen, dass das Leasing-Geschäft besonders risikoarm arm ist und die Ausfallrisiken deutlich geringer als bei Kreditgeschäften sind.“ Leasing-Unternehmen können ihr Risiko reduzieren – einerseits durch Asset-Expertise und Remarketing-Kompetenz sowie andererseits durch die Eigentumsverhältnisse des Leasing-Gebers. „Zudem betreiben Leasing-Gesellschaften kein Einlagengeschäft, was besonderen Schutz bedürfte“, führte er aus.
Das Reformvorhaben treffe besonders viele kleinere und mittlere Leasing-Gesellschaften, die das Gros der Leasing-Branche darstellen, da die Leasing-Wirtschaft in Deutschland im Gegensatz zu den anderen Ländern der EU stark mittelständisch geprägt ist und in ihrer Struktur die Unternehmenslandschaft in Deutschland widerspiegelt. Die Mehrzahl der Gesellschaften ist nicht bankenverbunden und kein CRR-Institut, sie refinanzieren sich jedoch über Kreditinstitute.
„Andere Länder schauen respektvoll auf unseren German Mittelstand, aber der ist ohne eine diversifizierte Finanzlandschaft nicht denkbar“, erklärte Ostermann. Diese bedeutenden nationalen Unterschiede werden durch Basel III nicht berücksichtigt.
Leasing gehört zu den führenden Investitionsformen des Mittelstands. Etwa drei Viertel aller Unternehmen in Deutschland entscheiden sich regelmäßig für Leasing, wenn sie in eine Maschine oder Anlage, in ein Fahrzeug oder in IT-Equipment investieren. Auch für Investitionen in umweltfreundliche Technologien und in Digitalisierung ist Leasing die erste Wahl, wenn nicht über den Cashflow finanziert wird. „Angesichts der Corona-Krise und ihrer Folgen auf die Liquidität der Unternehmen, wird die Außenfinanzierung weiter an Bedeutung gewinnen.“ Aktuell liegt der Leasing-Anteil an außenfinanzierten Investitionen bei 54 Prozent.